Strafrecht AT Problemfeld: Kausalität

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Bei Erfolgsdelikten ist die Kausalität immer zu prüfen. Eine Handlung ist nach der Äquivalenztheorie kausal für den Erfolg, wenn sie nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele. Hierzu gibt es einige Sonderfälle. Diese besprechen wir in folgendem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

  1. Alternative Kausalität / Doppelkausalität
  2. Kumulative Kausalität
  3. Überholende Kausalität
  4. Abgebrochene Kausalität
  5. Hypothetische Kausalität

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Alternative Kausalität / Doppelkausalität

Was Kausalität ist, haben wir oben und beim Aufbauschema zum vorsätzlichen rechtswidrigen Begehungsdelikt bereits definiert. Weitere Definitionen findest du bei unseren Strafrecht AT Definitionen. In diesem Fall führen beide Handlungen zu dem selben Erfolg. Dabei hätte jede der Handlungen für sich allein diesen Erfolg auch herbeigeführt.

Die Äquivalenztheorie funktioniert hier nicht, da die Handlung hinweggedacht werden kann, ohne dass der konkrete Erfolg entfiele. Diese doppelte Verneinung ist bisschen kompliziert. Das heißt einfach nur: Wenn man hier die eine Handlung hinwegdenkt, tritt der Erfolg trotzdem ein wegen der zweiten Handlung. Die Kausalität wäre also zu verneinen. Das ist aber absolut unfair, weil dann beide Täter nicht strafbar sind, weil eben die Kausalität bei beiden entfällt. Deshalb wird die Äquivalenztheorie dahingehend abgewandelt, dass jede Handlung als kausal zu betrachten ist.

Fallbeispiel: Alina und Benjamin schütten jeweils – ohne den anderen zu kennen – dem Dilan eine tödliche Menge Gift in seinen Weißwein. Dilan stirbt. Beide Gifte wirken gleich schnell.

Die Frage ist jetzt: Welche der Handlungen war kausal für Dilans Tod?

Lösung: Wenn man Alinas Handlung hinwegdenkt, bleibt der konkrete Erfolg bestehen, weil das Gift von Benjamin dann den Dilan töten würde. Nach der Äquivalenztheorie liegt also keine Kausalität vor.

Das Selbe gilt allerdings auch für Benjamin. Wenn man seine Handlung hinwegdenkt, bleibt der konkrete Erfolg noch bestehen, weil Alinas Gift den Dilan töten würde. Hier entfällt dann auch die Kausalität.

Da beide nicht strafbar wären, wird die Äquivalenztheorie dahingehend abgewandelt, dass beide Ursachen kausal zu betrachten sind.


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Kumulative Kausalität

Hierbei wird der Erfolg nur durch das Zusammenwirken zweier Handlungen herbeigeführt. Jede Handlung für sich hätte hierfür nicht gereicht. Deswegen kann keine der Handlungen hinweggedacht werden, ohne dass der konkrete Erfolg entfiele. Auf Deutsch: Wenn man eine der beiden Handlungen hinwegdenkt, dann entfällt auch der konkrete Erfolg. Eine Kausalität wäre nach der Äquivalenztheorie gegeben.

Hierzu ein kleines Beispiel: Alina und Benjamin vergiften – jeder für sich – Dilans geliebten Weißwein. Beide wissen aber nicht, dass die jeweilige Einzeldosis für sich genommen nicht tödlich wirkt. Erst durch das Zusammenwirken beider Giftzugaben ist der Dilan gestorben.

Eine Kausalität für Alina liegt vor. Würde man ihre Handlung wegdenken, dann würde der konkrete Erfolg, also Dilans Tod, auch entfallen.

Eine Kausalität für Benjamin liegt auch vor. Denn wenn man seine Handlung wegdenkt, dann würde Dilan wegen der zu geringen Giftmenge der Alina auch nicht sterben.

Überholende Kausalität

Beginnen wir mit einem Beispiel: Wir haben zwei Personen. Alina und Benjamin. Alina ist bereits in der Handlung und ist kurz von dem Taterfolg. Aber noch bevor sie den Erfolg herbeiführt, handelt der Benjamin etwas früher und bewirkt somit selbst den Erfolg. Benjamins Handlung hat die Handlung der Alina überholt.

Eine Kausalität wäre nach der Äquivalenztheorie nur für Benjamins Handeln gegeben. Denn Reserveursachen bleiben nach dieser Theorie außer Betracht. Das heißt, es ist egal, ob Alina den Dilan getötet hätte, weil dieser bereits vom Benjamin getötet wurde. Alinas Handlung ist hier die Reserveursache.

Abgebrochene Kausalität

Hierbei unterbricht das Handeln des Benjamins die Handlung der Alina. Das Ergebnis ist das gleiche, wie bei der überholenden Kausalität: Nur Benjamins Handeln ist kausal für den Erfolg.

Als Beispiel: Alina hat Dilans Wein vergiftet. Noch bevor das Gift wirken kann, stürmt Benjamin ins Zimmer und erschießt Dilan mit der Pistole.

Nur Benjamins Handlung war hier kausal.

Hypothetische Kausalität

Das lässt sich am Besten mit einem Beispiel darstellen: Wieder hat Alina den Weißwein von Dilan vergiftet. Dilan stirbt an dem Gift. Er wäre allerdings auch im selben Zeitpunkt an einer Lungenvergiftung wegen seinem exzessiven Shishakonsum gestorben.

Alinas Handeln war kausal, weil der konkrete Erfolg ist Dilans Tod durch das Gift im Weißwein.


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